Geschichte

1900 Die letzte Balver Brauerei: Krüdewagen

Das Bierbrauereigewerbe hat sich in Balve bis um die Zeit um 1910 erhalten. Recht bekannt war die alte Brauerei Krüdewagen. „Die gute Qualität des Balver Bieres beruhte nach dem Urteil von Fachleuten auf dem verwendeten besten Gerstengetreide von Eisborn, Garbeck und Langenholthausen, sodann auf der vorzüglichen Hopfenernte aus den Hopfengärten am Husenberg, Krähenbrink und Hilligenhäuschen, woselbst man heute noch in dem Heckengestrüpp wildwuchernde Hopfenschlingpflanzen vorfindet“. Das Wasser des „Kirchensprings“ und das Kormke-Quellwasser, das als weich und heilkräftig galt, dienten als Brauwasser. (J. Pütter p.78)


1789 Stadtbrand durch Bierbrauer?

Der große Brand am 23. Juli entsteht im Hause eines Wirtes, der mit dem Brauen des Bieres für das herannahende Schützenfest beschäftigt ist.


1700 Lieblingsgewerbe der Balver: Brennen und Brauen

Nach dem Grauen des dreißigjährigen Krieges und der Hexenverfolgung änderte sich der Zeitgeist: Begüterte Kreise wie Adel, Kirche usw. griffen vermehrt zum Wein. Bei Bauern und Kleinbürgern hingegen boomte der Branntwein, der sich zu einem Volksübel entwickelte. 1682 wird von einem unmäßigen Trinken des Branntweins unter dem gemeinen Volke berichtet, „also, dass die Leute, wie es der Augenschein zeigt, Witz, Verstand und Gesundheit verlieren“. Der Branntweingenuss soll nur noch bei Kindtaufen, Hochzeiten und an Sonn- und Feiertagen erlaubt sein. Um 1800 klagt der Stadtsekretär: „Das Amt Balve ist mit Fuselbuden übersät“.

Für das Jahr 1800 wird in Balve von vier Bierbrauereien berichtet, sowie acht Schnapsbrennereien. Eine alte Balver Chronik beschreibt das Wirtegewerbe als “Lieblingsgewerbe” der Balver: 1830 werden drei Wein‑, 13 Branntwein‑, drei Bierschenken und zehn Wirtshäuser in der Stadt gezählt. (Quelle: J. Pütter)


1656 „Ein ziemliches Bier“

Bereits der mittelalterliche Geschichtsschreiber Stangefol (1575–1655) erwähnte in seinen vierbändigen „Annales Circuli Westphalica“ das Balver Lüll: „Hierselbst wird ein ziemliches Bier gebraut, so Lüll genannt, und im ganzen Lande bekannt ist“.


1600 Exportschlager Lüll

Zwischen 1600 und 1615 soll die jährliche Bierausfuhr 1100 bis 1300 Tonnen betragen haben, wobei eine Tonne nach damaligem Maß etwa 125 Litern entsprach. Den Höhepunkt erreichte der Export um 1615. Zwei selbstständige Brauereien sind bekannt: Massen und Glasmacher. „Daneben braute jeder Schenkwirt und auch fast jeder Bürger sein Bier in der städtischen Braupfanne selbst, wofür er eine kleine Abgabe entrichten musste“.

Die Stadtverwaltung erhob eine Exportabgabe von einem Stüber pro Tonne. Geliefert wurde auch in Adelskreise bis nach Köln. Quelle: Josef Pütter „Sauerländisches Grenzland im Wandel der Zeit“, p. 77-78


1587 Balver Lüll, Bier des Kurfürsten

„1587, als der Kurfürst Ernst von Köln vom Januar ab monatelang in Arnsberg residierte, bestellte der „erfahrene“ Küchenmeister des Schlosses und der Residenz, Werner Quandt aus Köllen, durch den Amtsdrosten sofort 6 Tonnen Bier – und darauf, da diese 6 Tonnen für die Hofhaltung und das Dienstgesinde nur einen „Dagesdrunk“ darstellten, für die „ganze Zeit der Hofhaltung alles Bier, so in der ganzen Stadt gebraut wurde“.

Weiter heißt es, der Hofschlachter aus Köllen schickt Bescheid wegen des laufend zu liefernden Viehes und teilt mit, „daß Ihrer kurfürstlichen Gnaden das Balver Lüll gut gemundet habe und allen kurfürstlichen Räten und den Gästen wohl bekommen sei,. Er sei beauftragt, dieses dem Amtsdrosten zu Wocklum und dem Bürgermeister und Rat der Stadt wissen zu lassen“.

Durch diese kurfürstliche Hofbelieferung wurde das Balver Spezialgetränk besonders in Adelskreisen beliebt und konsumiert. Aus dem Jahre 1592 haben wir folgende Nachricht: Der Amtsdroste von Bilstein, Kaspar von Fürstenberg, hat auf der Waterlappe bei Werl ein adeliges Bankett gegeben, wobei vorzügliches Balver Lüll ausgeschenkt wurde. „Die Herrschaften haben insgesamt für über 10 Taler dort fröhlich vertrunken“.

Nach Josef Pütter, p.77. Er zitiert hier „Nachrichten aus dem Fürst-Hatzfeld-Archiv zu Trachenburg“.